Samstag, 25. Juli 2015

Tag 14 - When the going gets tough, the tough get going


 
Hey Papa,

so langsam kriege ich mal wieder den Arsch hoch, wie man so schön sagt.
Natürlich nicht, ohne dass mir jemand dabei vorher in selbigen treten muss.
Gestern zum Beispiel war ich endlich mal wieder laufen. Mein fünfter Lauf von acht, die ich für die diesjährige Laufserie durchziehen muss. Und weißt du was - ich WERDE das durchziehen!
Und den achten Lauf, den laufe ich nur für dich. Es ist Quälerei, es tut zwischendurch alles weh, der Kopf glüht und du kriegst kaum noch Luft. Aber das Gefühl, wenn man es geschafft hat, ist einfach nur super!
Nur, weil du nicht mehr hier unen bei mir bist, heißt es außerdem nicht, dass ich dich nicht mehr stolz machen möchte. Deswegen beende ich diesen Post mit einem Satz, den ich gestern auf einem T-Shirt-Rücken lesen durfte:

DON'T CRY - RUN!



Montag, 20. Juli 2015

Tag 10 - Ultimatives "Das Leben muss weitergehen"-ing

Lieber Papa,

die ersten zehn Tage ohne dich sind rum. Am Wochenende habe ich es mit extrem "Das Leben muss weitergehen"-ing probiert. Für den Moment hat es gut geklappt, aber im Nachhinein...nicht wirklich.
Ich kann mich so viel ablenken wie ich will, du schwirrst mir immer im Kopf herum.
Und genauso möchte ich es auch. Du passt sicher da oben auf mich auf. Und einen Schutzengel mehr kann ich gebrauchen - das weißt du.

Im Dom brennt nun eine Kerze für dich. Du warst sicher immer gern dort und kanntest jede kleine Kapelle und jeden Altar. Und auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was der da oben so bereit hält, so muss ich doch anfangen in allem den Sinn zu suchen.

Liebe Grüße von down here,
Deine Julia

Dienstag, 14. Juli 2015

Tag 4 - Es war ein Stück vom Himmel, dass es dich gibt...





Ich geh hier nicht weg.
Hab meine Frist verlängert.
Neue Zeitreise, offene Welt.
Habe dich sicher in meiner Seele.
Ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt.

Montag, 13. Juli 2015

Tag 3 - Ode to you

Lieber Papa,

drei Tage ist es nun her, seit du weg bist. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit.
25 Jahre lang hast du auf mich aufgepasst. Du hast deine kleine Prinzessin beschützt mit allem, was du hattest. Das Mindeste, was ich nun tun kann, ist dich in liebevoller Erinnerung zu halten, und dir ein paar Worte zu senden.
Papa - was wäre ohne dich aus mir geworden? Du warst immer an meiner Seite und hast mich auf den richtigen Weg gelenkt. Ich will mir nicht ausmalen, was beruflich nun auf meiner Visitenkarte stünde. Wären meine Kindeswünsche nun wahr, wäre ich irgendetwas zwischen Vogelzüchterin und Nageldesignerin. Deine Antwort darauf war stets: Dafür brauchst du kein Abitur. Aber du machst Abitur! Und dann lernst du etwas Vernünftiges! Ich weiß, dass "etwas Vernünftiges" für dich sicher ein bisschen mehr Mathe oder Physik beinhaltet hätte, als mein jetziger Job. Aber als ich so ca. in der 8. Klasse wusste, dass ich "irgendwas mit Medien" machen möchte, warst du stolz wie Oskar.
Du hast mir so viel beigebracht. Was habe ich nicht alles von dir gelernt.
Ohne deine Ermahnung würde ich eine Glühlampe immer noch Glühbirne nennen. Aber du hast mir schon als kleines Mädchen beigebracht, dass es kein Elektroobst gibt. Durch wen hätte ich lernen können, dass Diesel-PKWs keine Lambdasonde haben, wenn nicht durch dich! Und wegen dir bin ich wohl auch das einzige Mädchen in ganz Schwaney, dass mit einer Spurbreite H0 etwas anfangen kann. Und ich weiß gerade jetzt sitzt du da oben und berichtigst mich, weil es eine SpurWEITE ist.

Überhaupt hast du mir eine sehr wichtige Charaktereigenschaft vermacht. Wir teilen uns unseren ostwestfälischen Sturkopf, unsere Diskussionsfreude und auch einen kleinen Funken Streitsucht. Ich habe das nie für schlechte Eigenschaften gehalten. Es bedeutet doch schließlich, dass man eine eigene, klare Meinung hat, diese äußern und auch vertreten kann. Manchmal zu gern. Richtiges Streiten ist aber doch viel besser als falsches Liebhaben. Wer immer "Ja und Amen" sagt, der kann doch nicht weit kommen. Man muss nur wissen, wie man sich nachher wieder verträgt.

Du kannst ruhig zugeben, dass du es genau geliebt hast wie ich, generell anderer Meinung zu sein. Wie oft hast du mich in meinem Leben so richtig genervt. Und nicht nur mich! Wegen Kleinigkeiten sind wir aneinander geraten. Weil ich die Lego Eisenbahn irgendwann nicht mehr so toll fand, wie du es gern gehabt hättest. Heute würde ich sie jeder Barbie Puppe vorziehen. Du hast meinen Musikgeschmack aufs Schärfste kritisiert. "Früher gab es noch gescheite Musik" hast du immer gesagt. Ich habe es lange nicht zugegeben, aber natürlich hattest du Recht. Was sind Justin Bieber, Kollegah und Helene Fischer denn bitte gegen die Beatles, Eric Clapton oder die Dire Straits? Dein Kommentar zu meinem Wunsch nach dem Opel Corsa einen Audi zu fahren war "Den parkst du nicht vor unserem Haus!". Ich glaube am Ende warst du ganz zufrieden mit meiner Wahl.
Auch bei den Fußballvereinen waren wir uns nicht einig. Du warst glühender Anhänger des SCP und hast dir keinen Live-Stream entgehen lassen. Du hast es abgrundtief gehasst, wenn ich als ostwestfälische Doppelherz-Fußball-Sympathisantin immer öfter auch dem DSC zugejubelt habe. Aber die Ergebnisse der Zweiten Mannschaft des TuS - die wolltest du immer als erster. Den Tabellenplatz immer im Kopf.
Und wie oft wir uns auch bis aufs Blut gefetzt haben, angeschrien und tagelang nicht miteinander reden wollten, ich wusste ich kann mich immer auf dich verlassen. Du hättest mich vom letzten Winkel der Erde geholt, wenn ich dich gebeten hätte.

Du warst der Mann meines Lebens, mein Idol, mein Held. Und ich habe nichts als Bewunderung dafür übrig, dass du den schweren Kampf gegen den Krebs mit so viel Würde, Tapferkeit, Mut und vor allem Humor ertragen hast. Du hattest immer die große Hoffnung, noch einmal nachhause zu kommen und eventuell wieder gesund zu werden. Sie hat sich auf so traurig und viel zu schnell zerschlagen. Ich kann nur hoffen, dass Mama und ich diese schwere Zeit ohne dich mit ebensoviel Kraft und Humor ertragen werden und kämpfen, auch wenn es hart wird.

Ich werde dich jeden Tag meines Lebens vermissen, aber ich weiß du bist bei mir und passt auf mich auf. Sollte mir jemals das Glück vergönnt sein, selbst Kinder zu bekommen, so werde ich Ihnen schon im Kleinkindalter beibringen, dass eine Glühbirne eigentlich eine Glühlampe ist und eine Lampe eigentlich eine Leuchte. Ihr erstes Auto wird ein Opel und sie werden entweder Atomphysiker oder Heizungstechniker. Und sie werden streiten lernen und blöde Witze. Und das alles werden sie von ihrem Opa haben. Dem besten Vater der Welt.

Deine Julia

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt

Cut! Schnitt! Stop! Der Blog liegt eine ganze Weile brach.
Es liest ihn ja eh fast niemand. Er war auch nur noch wegen der Blog Liste da.
Aber jetzt gebe ich dem ganzen neues Leben. Ich gebe ihm eine Aufgabe, eine Widmung.

Dieses kleine persönliche Tagebuch ist für Dich, Papa.
Ich weiß nicht, ob du da wo du jetzt bist überhaupt Internet hast.
Aber ich denke und hoffe, du wirst es irgendwie sehen können, was ich dir sagen möchte.

Ich möchte dir noch so viel sagen. Du bist einfach zu schnell gegangen.
Du konntest mir am Ende nicht mehr mitteilen, was du uns noch alles mitteilen wolltest.
Du hast einen aussichtslosen Kampf gekämpft bis zum Schluss. Ich bin deshalb so unfassbar stolz auf dich. Du hast Schmerzen ertragen, nur um noch ein paar Stunden unsere Nähe fühlen zu können.
Mit allem, was du hattest, hast du dich gegen das bittere Ende gestemmt.

Du wirst immer der Mann meines Lebens sein. Mein Idol, mein Held, mein Superman.

Das hier ist für dich. In liebender Erinnerung.

Deine Julia